Das Herz auf der Zunge tragen

Vor ein paar Tagen hatte ich eine Situation erlebt, die möglicherweise jeder kennt. 

Ich hatte mich bei einer mir wichtigen Person offenbart, wie gerne ich sie habe. 

Hört sich jetzt erst mal gar nicht so besonders oder außergewöhnlich an... 

Generell ist es ja auch keine allzu große Sache jemandem zu sagen, wie viel er einem bedeutet.

Doch dieses Mal war es so, dass ich eine Persönlichkeit vor mir hatte, die ich ganz schwer einschätzen konnte, wie sie zu mir steht.

Das ist der Knackpunkt! Sonst verhält es sich für mich sehr anders.

Wenn ich von meinem Gegenüber ein schönes Feedback erhalte, dann geb ich auch sehr gerne solch eines zurück.

Seitdem ich allerdings bewusst Verantwortung für mein Leben übernehme und somit auch für all meine Schöpfungen - unabhängig davon, ob sie mir dienen oder nicht - , habe ich viel mehr Zugang zu meinem wahren SEIN. 

Und dadurch bin ich unweigerlich sehr authentisch geworden und bin im Alltag auch immer wahrhaftiger im Umgang und in der Kommunikation mit meinen Mitmenschen.

Meine größten Schwächen sind gleichzeitig meine größten Stärken. Damit gehe ich sehr offen um. Es ist kein Geheimnis...

Jedoch war es eine Art "Geheimnis" für mich, wie die andere Person mich sieht. 

Und da ich sehr geradeheraus war ohne eine Rückmeldung zu erwarten, war es im ersten Moment auch keine allzu große Sache für mich... 

Erst später hat mich eine Aussage verletzt und ich reagierte erst mal sehr sachlich und vermutlich auch etwas patzig. 

Ich wusste dennoch nicht, ob es so gemeint war, wie ich es interpretierte... 

Und dann kam mir die Erkenntnis: ich verstand die Aussage als Ablehnung und Be-oder Verurteilung.

Und wie agiert man meist dann?! 

Ja, genau - man macht zu, um nichts zu fühlen.

Doch genau das wollte ich auf einmal nicht... 

Ich machte mir klar, dass es völlig in Ordnung ist mich so zu fühlen (auch wenn es keine Fehlinterpretation war).

Mir wurde schlagartig klar, wie häufig man genau so kontraproduktiv agiert....

Aus Angst vor Ablehnung statt zu sagen: "hey du, es tut mir leid, dass ich so empfinde und reagiere. Ich mag dich einfach und ich würde mich so freuen, wenn es dir mit mir genauso geht! Und jetzt, da ich das Gefühl habe, dass es dir nicht so geht, verletzt es mich und ich fühle mich unwohl"...

Stattdessen macht man zu. 

Doch diesmal hab ich mich getraut genau das zum Ausdruck zu bringen und ich hab gemerkt, dass es sich sehr viel leichter anfühlt. 

Ich war befreit und mochte die Person auch weiterhin. 

Und dann wurden mir  so viele Lebensituationen bewusst, in denen mich Personen sogar absichtlich verletzten und in denen ich gerne gesagt hätte, wie sehr mich das trifft, da ich diese Menschen doch gerne mag.

Und zwar unabhängig, ob mein Gegenüber mir gleich fühlt...

Das bedeutet es einfach das Herz auf der Zunge zu tragen und wahrhaftig zu sein!

Authentisch zu SEIN.

ICH zu sein.

Und dadurch fühle ich automatisch mehr Selbstliebe für mich und bin mehr in meiner Mitte.

Und wenn ich das bin ist mein Leben so viel wundervoller!

Du darfst dich verletzlich fühlen, du musst dich darin allerdings nicht verlieren und dich dadurch weniger wert fühlen. Es ist einfach ein Gefühl, das da sein darf.

Und was sein darf IST einfach - frei, und ohne Bewertung und dann fühlt sich alles wieder leicht an.....